Warum Atomkraft keine Option ist

von Jens -

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Warum Atomkraft keine Option ist

Aktuell wird oft kontrovers über eine Verlängerung der Laufzeit der verbleibenden drei Atomkraftwerke (AKWs) über das beschlossene Laufzeitende (31.12.2022) hinaus diskutiert. AKWs sind allerdings unflexibel, unsicher und sind nicht als Ersatz für die Verbrennung von Gas (& Kohle) geeignet.

Da die Brennstäbe bei aktueller Last am obigem Datum aufgebraucht sein werden und das Beschaffen neuer Brennstäbe problematisch ist, wird über einen sogenannten Streckbetrieb diskutiert, bei dem die Leistung der AKWs gedrosselt werden soll um eine längere Nutzungsdauer zu forcieren. Das hieße, dass jetzt weniger Strom von Atomkraftwerken eingespeist wird um dafür jetzt mehr Kohle und Gas zu verbrennen.

Noch sind in Deutschland 3 AKWs in Betrieb: Emsland (Niedersachsen), Neckarwestheim 2 (Baden-Württemberg) und Isar 2 (Bayern).

Tipp: Die Zusammensetzung des aktuellen Strommixes kannst du auf electricityMaps.com einsehen. 2021 betrug der Anteil am Strommix von AKWs ca. 12%. 8% wurden aus Biomasse gewonnen, 28% aus Kohle, 21% aus Windenergie, 9% aus Solarenergie und 10% aus Gas (gerundete Werte, unvollständige Liste).

Sicherheit

Unabhängig davon, dass Atomkraftwerke eine Hochrisikotechnologie sind (Fukushima, Tschernobyl), ist eine umfängliche Prüfung der verbleibenden AKWs seit 13 Jahren nicht durchgeführt worden - diese muss alle 10 Jahre erfolgen. Die letzte Prüfung fand 2009 statt - nach Sicherheitsanforderungen der 1980er Jahre. Ein sicherer Betrieb ist nach aktuellem Stand von Wissenschaft und Technik nicht gewährleistet und die Atomaufsicht wird einer Laufzeitverlängerung ohnehin nicht zustimmen. Seit 2010 gelten in Deutschland strengere Sicherheitsvorschriften, die also noch nicht einmal überprüft wurden.

Da hilft auch das Gefälligkeitsgutachten des TÜV Süds nicht, gegen das eine rechtliche Bewertung der Rechtsanwälte Günther vorliegt. Darin wird angemerkt, dass eine Wiederinbetriebnahme der 2021 stillgelegten AKWs durch die erloschene Betriebserlaubnis ausgeschlossen ist und die Verlängerung der Laufzeit durch Streckbetrieb keine zusätzlichen Strommengen liefert und mit einer umgehenden Sicherheitsüberprüfung einhergehen müsste (Das bedeutet Abschaltung!)

Eine Beschaffung von neuen Brennstäben würde die Laufzeit "automatisch" um weitere ca. 5 Jahre verlängern (Die Anschaffung dauert zusätzlich bis zu 1,5 Jahre). Dies ist allerdings bezogen auf die weiterhin ungeklärte Endlagerung eine sehr kurzsichtige Option. Weitere Risiken sind ein Angriff von Russland auf die deutschen AKWs, sowie Kernschmelzen oder falsche End- & Zwischenlagerung des Atommülls.

In Frankreich sind übrigens gerade etwa der Hälfte der AKWs nicht einsatzbereit - wegen technischer Mängel und fehlenden Kühlwassers...

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Flexibilität

Will man Gas im aktuellen Strommix ersetzen (Um mehr davon für Wärmeproduktion zu nutzen), bräuchte man ebenfalls eine Technologie, die vor allem in Lastspitzen/Strommangelsituationen eingesetzt werden kann. Denn Gas wird in Deutschland flexibel dazu geschaltet, wenn die übrigen Energieformen nicht zur Abdeckung ausreichen. AKWs sind allerdings nicht flexibel einsetzbar und können nicht einfach ab- und wieder angeschaltet werden. AKWs sind so konzipiert, dass sie Tag und Nacht gleichermaßen Strom liefern müssen. Sie verstopfen das Stromnetz, da bei Überproduktion flexiblere Technologien wie Wind und Solar abgeschaltet werden müssen, da AKWs nicht einfach ausschaltbar sind.

Als Ersatz in der Wärmegewinnung sind AKWs ohnehin nicht geeignet. Auch ein Rückgang der Energiepreise wäre nicht zu erwarten.

Studien zeigen, dass der Streckbetrieb lediglich 1% des Gasvebrauchs sparen würde. "Der Versuch, durch eine Laufzeitverlängerung von Atomkraftwerken Erdgas zu sparen, dürfte zu den ineffizientesten Ansätzen zählen." (TAZ 27.7.2022)

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Alternativen

Ein Weiterbetrieb und eine Wiederinbetriebnahme von Kohlekraftwerken ist vom Bundestag bereits beschlossen ("Gasersatzreserve"). Will man wirklich Gas einsparen, muss mehr Strom durch Kohle produziert werden, diese Technologie ist deutlich flexibler als Atomkraft - leider auch mit deutlich mehr CO2 Ausstoß verbunden, aber die aktuelle Situation lässt kaum eine Wahl. Die vergangenen Regieren haben den Ausbau Erneuerbarer und Nachhaltiger Energien stark gedrosselt. Außerdem soll bereits Ende diesen Jahres das LNG Terminal Wilhelmshaven Gas einspeisen können.

Vor allem große Unternehmen können durch Gaseinsparungsmaßnahmen wie z.B. Nachtabsenkungen helfen Gas zu sparen. Dies soll mit dem "Regelenergieprodukt" attraktiv gemacht werden.

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Ein Weiterbetrieb vom Atomkraftwerken ist auszuschließen. Es gibt auf der einen Seite große Sicherheitsprobleme. Dazu zählt unter anderem die Überfälligkeit der Sicherheitsprüfung seit 3 Jahren. Das Anschaffen neuer Brennelemente bei weiterhin ungeklärter Endlagerung ist ohnehin engstirnig. Gas mit Atomkraft zu ersetzen würde eine Einsparung von etwa 1% ergeben und auch die Preise würden auf gleichem Niveau bleiben. Ferner sind AKWs Grundlastkraftwerke und können nicht flexibel dazugeschaltet werden - sie verdrängen also andere Energieformen bei Überproduktion.

Die Substitution von Gas mit Kohlekraftwerken ist nötig, wenn auch keine optimale Lösung, vor allem hinsichtlich der Klimakrise.

Deswegen sollten jetzt Erneuerbare und Nachhaltige Lösungen STARK gefördert werden!

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Über Jens

Hi! Ich bin Jens, Doktor der Naturwissenschaften! Als Doktorand in Anorganischer Chemie an der Technischen Universität Braunschweig erforschte ich in der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Martin Bröring die faszinierende Welt der Porphyrinoide. Diese Strukturen, inspiriert von der Natur, stehen hinter lebenswichtigen Molekülen wie Häm, dem roten Blutfarbstoff, und Chlorophyll, dem grünen Pflanzenfarbstoff. Neben der Wissenschaft gehört die Softwareentwicklung zu meinen Interessen. Meine Reise begann mit einer frühen Faszination für die Softwareentwicklung, die in der Schule mit dem programmierbaren Taschenrechner geweckt wurde. In meiner Zeit als Doktorand kombinierte ich meine Forschung mit der Entwicklung von Software, um wissenschaftliche Erkenntnisse voranzutreiben.

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